Weg ist sie… für fünf Wochen. „@Venture“-Kameradin und Freundin Maike ist soeben zu ihrem „kleinen“ spanischen Abenteuer gestartet und ist mit Backpack und Zelt, ohne genauen Plan und mit noch weniger Spanischkenntnissen irgendwo in Andalusien.
Mutig…und ein klein wenig verrückt… aber wer wenn nicht ich kann sie da verstehen?
Oft habe ich selber über meine damalige Reise nach und in Thailand (2010) nachgedacht… fünf Wochen Fremde, man ist ganz auf sich allein gestellt, spricht die Landessprache nicht und will nur eins: Leben!
Und genau das tut man! Einfach Leben!
Ich gönne ihr die Tour von ganzem Herzen… und sehe mich selbst vor riesigen Bergen an Arbeit. Was wäre es schön wenn…. Nein, lass es! Konzentriert dich! Du hast zu tun!
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Zwei Tage später… ich verfolge gespannt Maikes Blog und schaue mir ihre Bilder und ersten Eindrücke aus Spanien an. Ach, wie schön. Ich will auch! Wenn man nur…
Nein, lass es! Konzentrier dich! Du hast zu tun!
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Zwei Stunden später… aus „Jucks und Dollerei“ surfe ich in einer Pause auf meiner Lieblings-Flugsuche-Page herum und sehe mir selber dabei zu wie ich „Düsseldorf“ und „Madrid“ ins Suchfeld eingebe. „Du spinnst!“, höre ich mich mit mir selber sprechen.
Aber ich höre nicht zu.
Flug, inkl. Leihwagen… 120,- Euro…
Nein, lass es! Konzentrier dich! Du hast…
Flug, inkl. Leihwagen…
Konzentrier…
die Flugnummer ist die Selbe wie die von Maikes Rückflug…
Auweia, was treibe ich da?!?
Bevor ich zur Vernunft komme, rufe ich Mutti an und frage, ob das „Hundehotel“ noch Plätze frei hat…
„Du spinnst!“ höre ich am anderen Ende.
Erzähl‘ mir was Neues!
Eine Stunde später habe ich den Flug gebucht… inklusive Auto… für 120,- Euro.
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GEHEIM GEHEIM!
Einen Tag später bekomme ich wieder ein Lebenszeichen von Maike. Sie ist auf dem GR7 Wanderweg unterwegs und meldet: „Sitze zwischen zwei Autos (…) hier ist der einzige Schatten weit und breit… (…) habe kein Wasser mehr“
Ich will ihr helfen und versuche mithilfe von „Maps“ zu sehen, wo genau sie sitzt…
Die nächste Ortschaft ist Cañar. Ich schreibe ihr einen spanischen Satz, den sie bei der Suche nach Hilfe verwenden soll und bin kurz davor, jemanden in Cañar anzurufen, er möge ihr entgegenfahren. Aber Maike schafft es selbst und kämpft sich tapfer durch die heiße Landschaft.
Ich verrate nichts… das wird ein eigenes (hoffentlich lustiges??) Kapitel zum Spanien Abenteuer.
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Tage später, wieder „Post“ von Maike. Sie hat einen schlechten Tag erwischt und fühlt sich nicht wohl. In solchen, aber auch in tollen Momenten – die sie erlebt – lese ich immer wieder „Du solltest herkommen!“
Täglich fällt es schwerer, mich nicht zu verraten und ich rette mich in Scherze wie
„Ja, ich komm‘ gleich… und bringe Kuchen mit!“
Wenn Maike wüsste…
Dienstag Abend… ich hole Maikes Kuchen bei ihrer Mama ab… ich mache halt keine Scherze! 😛
Mittwoch – vier Tage vor Maikes Rückkehr…
Flughafen Düsseldorf..
Ich stehe vor meinem Gate und überlege mir spontan, warum ich so einen Scheiß mache! Alleine Fliegen?? Ich???
Die Fluggäste, die ich nur wenige Minuten später zusammenfluche, tun mir leid. Aber das muss jetzt sein.
Madrid, 19:40 Uhr
Ich hole meinen Wagen ab und breche auf Richtung Cordoba. Da ist Maike heute Abend, die mir – unbewusst – sogar ihr Hostel verraten hat. Der Straßenname ist schnell besorgt… Danke Mutti! 😉
Mein Navi springt an…
Restzeit: 4:15 Stunden!
Das soll ein Scherz sein?!??
So war das aber nicht geplant!
Ich füge mich in mein Schicksal und lasse mir schnell etwas einfallen, damit Maike um voraussichtlich Mitternacht noch wach ist.
„Ich brauche heute um 00:00 Uhr dringend jemanden zum reden, kannst du da bitte noch wach sein?“
Mehr fällt mir nicht ein.
Maike, die sich Sorgen macht warum weshalb wieso ich (zum ersten Mal übrigens! 😛 ) Nacht jemanden zum Reden brauche, löchert mich mit Fragen.
Mit einem Auge auf den Stau vor mir und einem auf dem Handy (Ja ich weiß, das macht man nicht!! 😛 ) sauge ich mir irgendeinen Blödsinn aus den Fingern.
Spätestens bei der Frage, warum das denn alles ausgerechnet um Mitternacht sein muss, muss ich passen.
WEIL…
wegen Baum und so!!
Ich kriege kurz Panik… und jetzt?!?
Meine Finger fangen an zu tippen:
„Wegen Zeitverschiebung und so“.
Herzlichen Glückwunsch, damit habe ich meinen WhatsApp-Gegenüber vollends durcheinander gebracht. Aber es funktioniert… ich bekomme ein OK.
Ich wische mir den Schweiß vor der Stirn, entgehe nur knapp einem Auffahrunfall und brause nach der letzten Mautstelle los… zu meinem Ärgernis ist hier überall 120kmH angesagt. Und mein Auto scheint das zu wissen…mehr geht nicht.
Mitternacht, ich bin kurz vor Cordoba. Mit meiner Kamera filme ich die Autobahn – weil das in meinem Kopf gerade Sinn macht – und mache auf Car Party zu den unmöglichsten Musikstücken. „I like to move it“ in der wohl besten Version, die ich jemals gehört habe, folgt auf einen spanischen Schlagersong, moderne „Pressluftmusik“ weicht kurz vor dem Ziel „Rock FM“. Ich rocke zu ACDC, ZZTop und Aerosmith total ab und erreiche die Stadt Cordoba.
Am Hostel angelangt grinse ich den Nacht-Rezeptionisten an und versuche im übermüdeten-etwas-eingerostetem Spanisch ihm meine Lage zu erklären. Ich muss unbedingt mit Maike sprechen, die ist hier!
„Ruf sie doch an!“
…bekomme ich eine entnervte Antwort. Na toll, das läuft ja prima.
Ich schreibe sie an… ob sie nun bereit sei, dass ich ihr den Urlaub versaue…
Maike hat einen schlechten Tag erwischt, liegt im Bett – mit Nullbock-Stimmung. Entsprechend fallen ihre Antworten aus auf meine Versuche, sie vor die Türe zu locken. Bei der Nachricht, die ich für sie habe, braucht sie dringend etwas Hochprozentiges! Im Ernst!
Aber sie kommt und kommt nicht raus!
Dann endlich habe ich sie soweit. Sie schlüpft in die Klamotten und kommt aus dem Zimmer.
Ich stelle mich bereit, sehe einen Schatten im Treppenhaus. Dann ist er plötzlich wieder weg.
„Du hast Glück, hier steht ein Automat!“
…kommt über mein Handy die Mitteilung…
VERDAMMT! Verzweifelt versuche ich es nochmal… keine Chance.
Bevor Maike wieder komplett verschwunden ist und eventuell doch noch das Handy ausschaltet, starte ich einen letzten verzweifelten Versuch und rufe an…
„Kommst du gefälligst jetzt runter!“
…verrate ich mich und ernte fassungslose Stille am anderen Ende.
„Ne, oder?“
…ist das einzige, was Maike dann einfällt.
Ich höre durch das Handy hindurch, wie sie auf dem Absatz kehrt macht und die Treppe herunter kommt. Ich mache es noch ein wenig spannender und verschwinde hinter der nächsten Ecke. Maike kommt aus dem Hostel heraus… und steht auf einer leeren Straße. Ich kann mich mittlerweile vor Lachen kaum halten und bin kurz vor einem Herzinfarkt.
Ratlos schaut Maike sich um. Dann endlich beende ich die Geheimniskrämerei und zeige mich. Maike leidet noch immer (oder schon wieder? 😉 ) unter massiver Maulsperre und kann auch kaum mehr als über die Situation lachen.
Meine Sorge, die Überraschung könnte nach hinten losgehen, ist verflogen. Ehe Maike sich erholen kann, präsentiere ich meine „Express-Lieferung“ und überreiche Muttis Kuchen an seinen rechtmäßigen Besitzer.
Jetzt brauchen wir beide etwas Hochprozentiges! Schnell werden die Klamotten (ich habe nur ein kleines Handgepäckstück dabei :-P) im Zimmer verstaut und ab geht’s nach draussen… schnurstracks in die nächste Kneipe. Wir sehen beide aus wie die Heckenpenner – Maike, „bettfertig“ in ihrer vorzeitigen Nachtruhe gestört und ich, ordentlich mitgenommen von einem (für mich) nahezu traumatischen Flugerlebnis und anschließender vierstündiger Fahrt durch die Nacht – trotzdem fallen wir in der Bar nicht unbedingt negativ auf. Man prostet uns sogar freundlich zu und selbst der Kellner grinst uns an, wobei das auch am zusätzlichen Umsatz liegen könnte, den wir ihm gerade bescheren.
Leider ist nur 20min. später hier Schluss. Die Kneipe macht zu. Für uns kein Grund ins Bett zu gehen. Spontan stürmen wir die nächste Bar… und so geht der Abend weiter.
Ich habe eine weitere Überraschung für Maike. Ich spreche sie auf ihren missglückten Versuch am Mulhacén an und bemerke nebenbei, dass ich für jede Schandtat gerüstet bin. Meine Organisation dieser Tour endete mit der Übernahme des Leihwagens am Flughafen… den Rest überlasse ich Maike, die mir gerade ausserdem zu meinem Erstaunen zeigt, dass sie mittlerweile Spanisch spricht… (?!?).
Maike weiß nicht nur, sich mitzuteilen… sie weiß auch schon, was wir morgen vorhaben…
…wo wird das enden?!?
Im nächsten Blog geht’s weiter! 😉