Morgen“grauen“.


Ich raffe mich auf und weiß schon wieder nicht so genau wo ich eigentlich bin. Steine. Überall Steine. Langsam dämmert es mir. Maike ist schon wach.

Schnell springe ich auf die Füße und versuche, einen klaren Kopf zu bekommen. Wir sind in Spanien! Auf dem Weg zum Mulhacén. Und es ist schon spät. Die Sonne scheint mir schon wieder ins Gesicht.

Ich beeile mich das Feuer zu entfachen und so etwas wie ein Frühstück fertig zu kriegen. Maike packt derweil unser Lager wieder zusammen. Das erstaunt mich schon wieder – denn wieder klappt diese Absprache ohne ein einziges Wort.

Frühstück
Frühstück

Nach dem Frühstück raffen wir unsere Klamotten zusammen. Letztes Jahr haben wir einen Teil der schweren Ausrüstung zurückgelassen. Dieses Mal nehmen wir alles mit. Wir haben Pläne. 😛

Die ersten Wanderer kommen an uns vorbei und ächtzen nicht minder ob des steilen Aufstiegs bis hierhin. Sie sind nur leicht bekleidet und haben kaum bis gar kein Gepäck. Einige haben immerhin Wasserrucksäcke mit. So kommt man natürlich auch hier hoch…und weiter. Aber wir sind ja im „Urlaub“ und wollen es locker angehen lassen. Bei unserer Geschwindigkeit ist als Zelt und Proviant unabdingbar. Es ist 11 Uhr. Wir gehen los. Start: La Campiñuela“: 2.375m.

Wir folgen einem recht geraden ausgetretenen Pfad, der sich in langgezogenen Serpentinen den Berg heraufschlängelt. Eine Wohltat für Beine und Kopf, denn wir können uns langsam „aufwärmen“ und an die zunehmende Steigung gewöhnen. An der uns nur allzu bekannten Schlüsselstelle, an der wir letztes jahr falsch abgebogen sind, machen wir eine kurze Rast und orientieren uns. Der eigentliche Weg ist schnell gefunden. Und die begründung für unseren Fehler beim letzten Mal auch: da war im Winter schlicht und einfach kein Weg!!

Apropo Winter:

Wir schwitzen wie die Säue! Selbst hier oben ist es noch extrem heiß und ich entschließe mich motiviert zu einem kurzen Bad im kalten Schmelzwasser. Zähne haben wir auch noch nicht geputzt! 😛
Ein Griff ins kalte Wasser beweist: das mit dem Baden ist denke ich ’ne blöde Idee! 😛
Das Wasser ist eiskalt!! Kunststück! Kommt ja auch aus’m Eis!
Aber ich kann und will mir die Blöße nicht geben, reiße mir die Klamotten vom Leib und spr… gehe langsam auf das Wasser zu… Die Kälte schießt mir wie ein Blitzschlag durch den Körper (ich habe immerhin den dicken Zeh schon im Wasser!!), überall fängt es an zu kribbeln. Sämtliche Nackenhaare stellen sich hoch und mein Fuß, nun ganz im Wasser, ist direkt taub. Der andere Fuß folgt und ist nicht weniger begeistert. Dann reiße ich mich zusammen und steige ganz in diese eiskalte Badewanne.

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Jetzt ist es (fast) gar nicht mehr so schlimm und ich wage mich sogar einmal komplett unter die Naturdusche.

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Danach habe ich das Gefühl, mir gefriert das Hirn. Schnell wieder raus. Maike will ja (ganz sicher!) auch noch?!? 😛 Meine Begeisterung ist mir ja auf jeden fall anzusehen?!?

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Baden im Schmelzwasser… is‘ gar nich‘ so schlimm! 😛

 

Während Maike sich ebenfalls eine Runde erfrischt… (NEIN, sie war nicht drin!! 😛 ) checke ich noch einmal die Route, die vor uns liegt. Richtung stimmt, Motivation auch… weiter geht’s!

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Der Weg wird nun doch immer steiler und mit zunehmender Temperatur bin ich froh, eben dieses eisige Bad genommen zu haben. Obwohl ich kaum noch etwas davon spüre. Kurze Zeit später gelangen wir an eine Art Wasserfall, der steil von oben auf unseren Weg abfällt. Ich bin mir sicher, nun bald am nächsten Zwischenziel zu sein. Maike ist da etwas anderer Meinung. Schnell checke ich die Gegenrichtung, ob ich auch wirklich nicht falsch getippt habe. Nein, von hier kommt auch ein Weg bergauf. Und er führt ebenfalls genau auf den Wasserfall zu. Da werden wir also hoch müssen. Mir geht es schon viel besser als gestern, also übernehme ich die Führung und stratze munter drauflos. Natürlich langsam, denn Hitze und dünne Luft sind nachwievor anstrengend.

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Maike – den Blick immer nach vorn gerichtet

 

In steilen engen Serpentinen geht es nun bergauf. Immer steiler und bröckeliger wird der Weg, der uns einiges abverlangt. Immer wieder vergewissere ich mich, ob ich noch auf dem „leichtesten“ Weg bin und marschiere weiter. Den Blick immer aufs vermeindliche Ziel gerrichtet.

Der Wasserfall bildet den Eingang zum nächsten Ziel!

Maike beginnt hinter mir wieder mit ihrem Lieblingsritual: Sie flucht! Wie ein Weltmeister! Ich staune erneut über die plötzliche Phantasie, die meine Wander-Kameradin dabei entwickeln kann und mühe mich über die letzten Meter meines Anstiegs. Dann bin ich oben und vor mir öffnet sich ein Plateau, so unbeschreiblich schön dass es mir zuerst die Sprache verschlägt. Dann schüttele ich den Kopf, reibe mir durch die Augen. Aber der Anblick ist noch da! Ich drehe mich zu Maike um und versuche sie zu motivieren. „Komm, was hier oben ist, wird dir gefallen!“ Maike kann sich bereits denken was ich meine und legt einen Zahn zu. Dann stehen wir plötzlich beide auf einer weichen Wiese. Um uns herum ist alles grün, ein kleiner Bach läuft an uns vorbei und fließt in den soeben gemeisterten Wasserfall. Gespeist wird er von einer großen Lagune genau vor uns. Kühe weiden am anderen Ende des Tals und kleine Bergziegen hüpfen über Steine und Grasbüschel um nicht nass zu werden. Genau vor uns erhebt sich ein massives Gebirge und bildet eine Art Umrandung um diesen paradisischen Ort. Wie ein Amphitheater sieht das aus. Links von uns führt ein Pfad den steilen Berg hinauf. Das muss der Weg zum Mulhacén sein! Er führt zunächst über den Mulhacén II am Rand dieses Amphitheaters entlang – bis auf den Gipfel. Aber nun haben wir erstmal wieder ein Zwischenziel erreicht!

„Las Siete Lagunas“

laslagunas

Vor steinerner Kulisse und der größten der sieben Lagunen, der „Laguna Hondera“ (2890m) suchen wir uns einen Platz, an dem wir rasten können.

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Anders als geplant schlagen wir nicht unser Zelt auf, sondern finden Dach und Schutz unter zwei großen Felsen. Mit Schiefersteinen davor bildet das ganze eine Art Höhle, die wie geschaffen für uns zwei Bekloppte ist.

Unser "Hotel" für die nächste Nacht
Unser „Hotel“ für die nächste Nacht

Auch andere Abenteurer sind hier oben. Sie haben ihre Zelte aber mittiger auf dem Plateau aufgeschlagen. Scheint so, als würden sie bald abbauen.

Wir sind hier noch nicht ganz auf 3000m. Ausserdem ist das Wetter fantastisch und es ist noch früh genug. Wir wollen es wagen uns nehmen den Gipfel des Mulhacén in Angriff. Wir packen unsere Rucksäcke um, lassen alles Schwere in der Höhle zurück und nehmen nur das nötigste mit. Wasser, ein paar Energieriegel und Jacken. Ich schultere meinen Rucksack und nehme mir als „Packtier“ das Privileg heraus, als erster voran zu gehen…

..natürlich muss ich vorher noch das ein oder andere Foto von der schönen Lagune machen. 🙂

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Der Anblick ist mit Worten kaum zu beschreiben… das muss man selbst gesehen haben!

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Blick nach hinten: Über den ausgetretenen Pfad (ca. Bildmitte) geht es nach oben, dem Wasserfall entgegen…
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Der „Eingang“ zu den Lagunen: Über einen versteckten Pfad geht’s neben/im/um den Wasserfall zum Plateau

 

Und jetzt geht’s endlich rauf auf den Berg! Am Horizont tummelt sich eine einsame Wolke… interessiert uns nicht!

Wir nehmen den Gipfel in Angriff!

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Das Privileg des „Captains“ 😛 – ich gehe voran 🙂

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Yours,
Indy

Von Indy

Indy ist MuayThai Kämpferin & passionierte Backpackerin aus Deutschland, arbeitet selbständig als "Sport & Media Entrepreneur" und Blogger und hat ein Faible für ausgedehnte Fern-(Sport & Abenteuer-) Reisen.

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