*** Irgendwann zwischen April/Mai und Juni des Jahres 2015 ***
Ich denke gerade an nichts dolles… bekomme eine Nachricht von Freundin Maike…
..ich soll mir Urlaub nehmen… vom 5. bis einschließlich 19.Juli…
Bumm… gedanklich gehe ich gerade durch, welche Kopfverletzungen ich mir beim gefühlten Umfallen gerade alles hätte zuziehen können…
Mehr will Maike mir nicht verraten.
Na gut.
Ich schlucke den Kloß im Hals runter… stürze mich ins blinde Vertrauen in meine Abenteuer-Kameradin und versuche „El Chefe“ schonend beizubringen, zum gewünschten Datum auf mich zu verzichten.
Gesagt getan… ich ahne zu dieser Zeit noch nicht, was Maike da überhaupt vorhat…
..nochmal Bergischer Panoramasteig – diesmal im Komplett-Power-Marsch über volle Distanz??
..irgendwo einfach mal abschalten, Zelt aufschlagen und fernab von Smartphone, schlechtem Fernsehen und Computer, Arbeit und Stress mal „man selbst“ sein?
Bin dabei… komme was wolle…
Die große Überraschung folgt ein paar Wochen später, kurz vor Missionsstart.
„Pack leichte Klamotten ein! Ich habe zwei Wochen Spanien gebucht!“
Erneut habe ich Kopfkino und sehe mich gerade auf dem Weg in meine Wohnung die Flurtreppe herunterpurzeln…
Aber Glück gehabt… ich bleibe auf meinen Füßen stehen. Wenn auch wackelig.
„Ach ja, happy Birthday! …im Voraus!“
Ich muss mich setzen… wo ist Kaffee?!?
Spanien… Zwei Wochen…?!?
So ganz glauben und begreifen kann ich das noch nicht… sowas habe ich noch nie geschenkt bekommen. Maike ist die Überraschung voll gelungen…
Bevor ich ein Tashentuch brauche, versuche ich mich mit Arbeit abzulenken. Schließlich muss ich jetzt ein wenig vorarbeiten! 😛
05.Juli 2015
Es geht tatsächlich los! Auf nach Madrid!
Beim Anblick unseres Flugzeugs, wir fliegen dieses Mal mit Ryanair, dreht sich mir wieder der Magen um und ich suche nach möglichen Fluchtwegen…
Nix…keine Chance… Maike lässt mich noch nichtmal Getränke für den Flug holen… zumindest nicht alleine. Die letzte „VIP“ Fahrt zum Rollfeld 2014 hat wohl Spuren hinterlassen… Major Münch bleibt hart und bei diesem Gesichtsausdruck wage ich nicht mal auch nur ein einziges Widerwort auszusprechen.
Wir sitzen im Flieger.. wie immer werde ich kurz streng gläubig und schicke ein Stoßgebet gen Himmel… mir bleibt auch nichts erspart.
Als wolle mich der Pilot samt Flugzeug (ich kann euch sagen, die Biester entwickeln ab 5000m Höhe ein Eigenleben!!) ärgern, holpert es immer wieder stark und Turbulenzen rauben mir (beinahe) den letzten Nerv.
Wie gut dass ich Krankenschwester, Nervenklempner und Motivationscoach in einer Person gleich neben mir sitzen habe! Maike tut wie immer alles, um mich abzulenken.
Auch wenn mir der Unterschied nicht wirklich auffällt, meint Maike dass ich das ganze schon viel besser meistere… schönen Dank für die Blumen. Und jetzt sei doch so gut und werde auch noch Pilot, bring den Vogel runter und mach schnell! Ich hab‘ keine Lust mehr!
Madrid, ca. 19.30 Uhr
Zack. Vom Flieger ins Auto. Raus aus Madrid. So schnell geht das.
Unser Ziel heisst Trevélez. 500km von Madrid entfernt… kaum zu schaffen in dieser Nacht!
Wir beschließen, irgendwo auf dem Weg in die Sierra Nevada Halt zu machen… nachdem ich den Flug heil überstanden habe, ist mir alles recht. Meinetwegen können wir auch im Auto schlafen.
Die Vorfreude auf unsere Bergmission (wir haben da schließlich noch ein Hühnchen mit einem ganz bestimmten Berg zu rupfen!!) lässt mich die abzufahrende Strecke vergessen…ausserdem mag keiner von uns in einem der wild blinkenden Motels am Straßenrand einchecken. Zu groß ist das Risiko in ein spanisches Freudenhaus zu geraten. Nein Danke.
Zwischendurch machen wir nur eine kurze Trink- und Pinkelpause, bevor der Seat Ibiza wieder auf die Piste darf. Bei 120km/h Höchstgeschwindigkeit (offiziell 😛 ) dauern lange Strecken in Spanien immer ein wenig länger… stört uns aber nicht sonderlich. Denn wir wollen in die Berge.
Zwar erwähnt jeder von uns, dass wir „gleich“ mal irgendwo rechts ran müssen zum schlafen… aber uns beide zieht irgendetwas weiter. Beinahe wie ein Zwang reißen wir die 500km in einem Stück ab und erreichen mitten in der Nacht die uns nur zu gut bekannte Stadt des Schinkens: Trevélez.
Zu unserem Übel gibt es aber um diese Uhrzeit nichts, wo wir hinkönnen. Um drei Uhr Nachts kein Wunder. Wir parken auf einem dunklen Parkplatz, neben uns stehen nur zwei weitere Fahrzeuge, eines hat mit Pappe zugeklebte Fenster. Ob hier wohl jemand die Scheibe eingeschlagen hat?? Oder pennt dort auch jemand drin?
Wir versuchen leise zu sein und beschließen die wenigen Stunden bis Sonnenaufgang einfach im Auto zu campieren. So kommt es, dass wir schon jetzt unsere neuen Schlafsäcke ausprobieren und es uns im Ibiza so gemütlich wie nur irgend möglich machen. Bei 155cm Kampfgröße für mich nicht allzu schwierig. So ein Kofferraum kann ganz gerräumig sein! 😛
Maike findet auf dem umgeklappten Beifahrersitz Platz…
Über den Komfort unseres Schlafplatzes können wir uns nur kurz Gedanken machen. Erschöpft von Flug und Asphaltmarathon fallen wir beinahe gleichzeitig in komatösen Schlaf.
***
Mir kommt es vor, als seien nur fünf Minuten vergangen, da höre ich Gerräusche hinter mir. Das Auto wackelt. Plötzlich reißt jemand die Heckklappe des Autos auf und gleißendes Licht schießt mir ins Gesicht.
„Guten Morgen!“
sagt eine mir bekannte Stimme. Die Vorfreude ist deutlich herauszuhören… Maike rupft sich ein paar Waschutensilien aus dem Kofferraum und meint: „Da unten ist ein Brunnen! Da können wir uns frisch machen.“
Kurz weiß ich nicht, ob ich sie erwürgen…oder ihr einfach folgen soll. Dann fällt mir wieder ein wo wir sind. Und dass das, was mir da immernoch ins Gesicht brennt, die Sonne ist! Spanische Sonne! Verdammt warm hier!
Ich brauche keine weitere Einladung und schnappe mir meinen Kulturbeutel.