Eine der häufigsten Fragen, die mich regelmäßig erreichen und die eigentlich gar nicht pauschal beantwortet werden kann.

Was kostet das Leben im Wohnwagen?

Und auch, wenn diese Frage schwerer zu beantworten ist, als manche glauben, will ich mir die Mühe machen, einige Faktoren aufzuzählen. Denn sie wird immer aktueller.

Brand aktuell ist ein Artikel der BILD Zeitung, in dem es um eine kleine Familie geht, die aus Kostengründen, bzw. um diese zu sparen, von der normalen Wohnung auf den Campingplatz wechselt. (30.08.2022)

Man könne auf dem Campingplatz Heizkosten sparen, so heißt es.

Das hat mich stutzig gemacht und dazu veranlasst, den Artikel unter die Lupe zu nehmen.

Hier geht’s zum Artikel: KLICK

Raimund heißt der Herr, der mit seiner Frau Tanja und Hund „Rusty“ den Versuch wagen will.

„Raimund ist Projektmanager im Bereich medizinische IT“

Vollzeit im Homeoffice kann sich Raimund also aussuchen, von wo aus der arbeitet. Ansich eine schöne moderne Art zu arbeiten.

Kostenangabe laut BILD:

Die 2 zahlen 1030 Euro Jahresmiete inkl. Hund, plus 200 Euro Strom. Wasser, Waschraum-Nutzung und Müll inklusive. Die Mietwohnung in Oldenburg liegt bei 500 Euro kalt pro Monat, ohne Strom. Raimund: „Auf dem Campingplatz sparen wir im Vergleich zur Stadt 150 bis 250 Euro im Monat.“

Und das gilt schon für die Zeit, als sie nur die Wochenenden dort waren.

Der Verbrauch im Winter liegt pro Wochenende bei ca. 7 bis 9 Liter Diesel.“

(…)

Weiter: „Du kannst das Ding aber auch mit Heizöl betreiben, dann wird‘s noch billiger. Der Wohnwagen wird über eine Warmwasser-Heizung versorgt.“

Meine Gedanken dazu:

200 Euro Strom pro Jahr halte ich für sehr wenig. Ich für meinen Teil zahle 0,50 EUR / kWH, es gibt aber auch Camingplätze, die pauschal 2-3 EURO / Tag berechnen, egal wieviel man verbraucht. Ich halte es also tatsächlich für realistischer, dass hier die monatlichen Kosten für Strom gemeint sind.

Die Jahrespacht kommt hin und deckt sich tatsächlich mit meiner eigenen. Auch ich zahle um die 1000 EURO Pacht für meine Parzelle, pro Jahr. Wasser und Entsorgung (Müll) sind inklusive.

Eine Wohnung mit 500 EURO Kaltmiete dürfte (korrigiert mich, wenn ich irre) in etwa 65 – 75 qm haben.

I.d.R. sagt man, die Nebenkosten belaufen sich auf 2-3 EURO / qm.

Gehen wir einmal davon aus, dass dies stimmt, bei den beiden Neu-Dauercampern nun aber teurer wird, schätzen wir ihre neuen Nebenkosten in etwa mal genauso hoch, wie die Kaltmiete, also etwa 500 EURO.

Dies ist übrigens nicht an den Haaren herbeigezogen, von solchen Preissteigerungen haben zuletzt viele Menschen auf beispielsweise sozialen Medien berichtet. Klar wird dann auch, warum man es anderweitig versuchen möchte.

Was mich nur etwas stört, sind Raimunds weitere Angaben.

Er spricht von einer Diesel Heizung, die er morgens startet. Dies wird sich spätestens im Winter erledigt haben, selbst wenn er auf Heizöl umsteigt. Denn im Winter heizt man Wohnwagen nunmal dauerhaft – sofern man DAUERHAFT darin wohnt.

Dafür sind die Dinger halt einfach zu schlecht isoliert, ja – selbst die neuen!

Auf einem Bild im Artikel sieht man die Parzelle der beiden Camper. Schön angeordnet, mit schützendem Dach und Vorzelt.

Hier sagt mir aber schon meine Erfahrung, dass die Nutzung von Diesel Heizungen hier entweder illegal, oder nur temporär (quasi im Notfall oder sehr kurzem Zeitraum) erlaubt ist. Denn bei der recht engen Bebauung und der im Hintergrund sichtbaren Wohnsiedlung macht ihm spätestens die Brandschutzverordnung einen Strich durch seine Rechnung. Also wird er auf eine normale Gasheizung umstellen, oder sogar Strom ( = teuer!) nutzen müssen. (Was sich mit einer Stromrechnung i.H.v. 200 Euro / Monat decken würde!)

[Mal ganz davon ab, dass DIESEL – selbst wenn geduldet – nicht das günstigste Mittel ist!]

Selbst wenn alle Angaben stimmen und die Heizkosten günstiger sind, als in der normalen Wohnung, dürfen die beiden eines nicht vergessen! Selbst wenn dieses Jahr die Minimaltemperatur in Wohnungen nicht mehr verpflichtend ist, so müssen sie an die Zukunft denken und die Wohnung trotzdem zumindest auf Frostschutz Temperatur heizen. Die Nebenkosten bleiben also zunächst bestehen! Denn:

Den Strom/ Heizenergie-Lieferanten interessiert es herzlich wenig, wo man sich gerade befindet. Der Abschlag bleibt der gleiche.

Nun zusätzlich auf dem Campingplatz Geld auszugeben sieht für mich nicht gerade nach Sparen aus.

Aber, was weiß ich schon? Es ist ein BILD Artikel!?

Ich wünsche den beiden natürlich, dass das alles gut geht, rate EUCH DA DRAUSSEN aber, einen solchen Schritt gut zu überdenken. Nachher kommt ein böses Erwachen, das ich keinem Wünsche!

Kommen wir einmal zu meinen Kosten, die ich tatsächlich über das Jahr verteilt so habe.

Auch diese sollte keiner als Grundlage für sich selbst nehmen denn: Jeder Jeck ist anders! Wichtig wäre mir auch, dass man sich Anschaffungs-, Renovierungs- und Raparaturkosten mit aufschreibt und die auf eine gewisse Anzahl Jahre umlegt. In meinem Fall sind dies im Durchschnitt fünf Jahre.

Es geht immer günstiger UND teurer!

Aber immerhin, hier einmal ein paar Anhaltspunkte aus meinem

Leben im Wohnwagen

*** FIXKOSTEN ***

Pacht pro Jahr: 1000,- EUR

Strom: 0,50 EUR/ kwH = ca. 50,- EUR / Monat

Wasser/ Entsorgung: 0,- EUR

Versicherung Wohnwagen: 42,19 EUR

Hausratversicherung: 49,68 EUR

*** HEIZUNG, bzw GAS KOSTEN***

Frühling (ca. 3 Monate): 3 x 50,- EUR

Sommer (ca. 3 Monate): 3 x 15,- EUR

Herbst (ca. 3 Monate): 3 x 60,- EUR

Winter (ca. 3 Monate): 3 x 120,- EUR

GESAMT: 735,- – 750,- EUR / JAHR

***  ANSCHAFFUNG, RENOVIERUNG, REPARATUR ***

Wohnwagen: 2500,- EUR

Renovierung: 1000,- EUR

weitere: 1500,- EUR

je umgelegt auf fünf Jahre…

**********************************

Nach allen Umrechnungen komme ich somit monatlich auf

335,- EUR

Essen und Trinken, sowie Hgiene, Freizeit und weitere Kosten sind hier nicht mit drin, da ist jeder individuell… und meine Futterkosten will keiner wissen! 😛

Jetzt werden viele aufschreien und eventuell sofort auf die Suche nach einem Campingplatz gehen, denn bekanntlich explodiert der Immobilienmarkt nochimmer, die Kosten für ALLES werden teurer.

Leute, lasst es!

Wer nicht schon immer gerne Camper war, oder es einige Zeit ausprobiert hat, weiß im Leben nicht, ob er damit auf Dauer klarkommt.

Camping ist ein Lebensstil, der nicht jedem liegt. Und das ist völlig okay.

Leben auf engstem Raum, mit nur wenig Dingen zum Leben, zum Teil noch weniger Komfort und einer Dusche, sowie Waschmaschine, die man sich mit anderen teilen muss… überlegt es euch gut, wenn die ersten Zeilen euch noch gelockt haben!

Im nächsten Artikel erläutere ich gerne einmal den kompletten

Alltag im Wohnwagen

Bis dahin bleibt gesund!

Yours,

Indy

Von Indy

Indy ist MuayThai Kämpferin & passionierte Backpackerin aus Deutschland, arbeitet selbständig als "Sport & Media Entrepreneur" und Blogger und hat ein Faible für ausgedehnte Fern-(Sport & Abenteuer-) Reisen.

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