10.Juni 19.30 (PM) – Ortszeit:

GER: 11.Juni 02.30 AM:

Hier passiert so viel, man kommt mit dem Schreiben des Logbuchs kaum hinterher!!!

Neben einigen Kanalaufnahmen haben wir heute einen Abstecher nach Panama City gemacht. Schließlich müssen wir ja später auch zeigen können, in welcher Gegend wir uns befinden.

Schon kurz nach Einfahrt in die Stadt empfiehlt uns unser Fahrer, die Fenster zu schließen… “peligroso…” murmelt er und bahnt sich weiter einen Weg durch die engen, von Autos und Menschen überfüllten Strassen.

Gefährliche Gegend… das kann man sich denken, wenn man sieht, unter welchen Bedingungen die Menschen hier in diesem Stadtteil hausen.

30% der Menschen leben hier von weniger als einem Dollar täglich.

Weil die Kameras nicht gerade gut auf den ständigen “Klimawandel” zwischen feucht-tropisch-warm draussen und Klimaanlage-Kalt im Auto reagieren, sind wir gezwungen, die Fenster nach kurzer Zeit wieder zu öffnen.

Uns kommt eine WAND von Gerüchen entgegen. Das meiste, was uns da entgegen wabbert, würde so manch anderen Menschen den Magen umdrehen…aber was tut man nicht alles für ein “nettes Bild” (Originalzitat vom Chef!).

An einer Anhöhe heißt es dann Aussteigen und Hinein ins Getümmel. (Wo sind meine Boxhandschuhe!?!) Wir bahnen uns einen Weg zwischen den Autos hindurch, stellen uns mitten auf einen Platz in eine riesige Menschenmenge und filmen die Gegend. Manche Leute starren uns an, als würden sie jeden Moment aufspringen und eine Waffe zücken. Andere nehmen scheinbar keinerlei Notiz von uns, schauen durch uns hindurch. Und trotzdem hat man permanent das Gefühl, von überall beobachtet zu werden.

Wir machen ein paar Aufnahmen von einem Arbeiter am Strassenrand. Er bastelt an alten technischen Geräten herum und poliert eine Maismühle, die er dann später an irgendeinen Glückspilz verkaufen wird. Für die Aufnahmen will er natürlich bezahlt werden. Während der Chef schon wieder weiterzieht, drücke ich ihm den stolzen Betrag von 1Dollar in die Hand. Unser Fahrer drängt zur Eile, denn jetzt haben auch andere Interesse an uns… (Da gibt’s Geld!)

Am “Hafen”…wenn man diesen Platz so nennen darf… herrscht ein Geruch, der einen spontan an die Anfangsszene des Buches “Das Parfum” erinnert. Eine Mischung aus vergammelten Fischresten, abgestand enem Wasser, Schweiß, Dreck, Urin und Tierkot hängt in der Luft. Lecker. Noch besser: Hier werden auch direkt die Schiffe und Lieferwagen sauber gespritzt… beim Vorbeigehen spritzt mir einiges von der Fisch-Wasser-Seife-Sauce in Gesicht… das’ bestimmt gut gegen Falten!!!

Etwas an der Seite entdecken wir den Grund für einen weiteren, sehr strengen Geruch: Ein Geflügelhändler bekommt soeben neue Ware.

Unter großem Lärm werden die neuen Hühner abgewogen und dann in Käfige gesperrt. Dieser Anblick ist sicher nichts für Tierliebhaber und -schützer.

Pünktlich zum Abschluss des Hühnergeschäfts ist der Kameraakku leer und wir machen uns auf den Weg zurück zum Auto. Die Hitze ist erdrückend und macht uns zusammen mit dem Gestank der Stadt ganz schön zu schaffen.

Aber “Monrique”, unser Fahrer hat die rettende Idee! Mittagessen!

In einem etwas sicherem Viertel parken wir unser Gafährt in einer Seitenstrasse und betreten ein vielversprechend aussehendes Restaurant. Zwar blättert auch hier der Putz von der Decke, die Ecken sind dunkel und modern vor sich hin (so wie überall in Panama – wegen der hohen Luftfeuchtigkeit), aber im Großen und Ganzen ein nettes Fleckchen.

Denken wir…bis wir das Essen bestellt…und GESEHEN haben!

Wir haben die “Testplatte” bestellt und können uns zunächst nicht vorstellen, was das nun genau sein soll…

Nach der Vorspeise (geröstete Bananenblätter!!! – Ersetzen hier die Chips!!)

Der Kellner kommt mit zwei kleinen Schälchen… (räusper)… das sieht aber…lecker aus…. “Was isn das” fragt sich der ein oder andere von uns, jeweils in einer anderen Sprache.

Nach einigen Verständigungsproblemen und den ersten Lachanfällen einigen wir uns auf Austern. Na dann !Guten Hunger! Mit chinesischen Stäbchen angeln wir uns die in TomatenMixSchießmichTotSauce getunkten Austernstücke und beenden den ersten Gang nach ganzen 15 Sekunden!

Nächste Platte…Auf einem Haufen Zwiegeln wabbert eine schaumige Masse, die genau wie die im alten Hafenbecken aussieht. Mmh…

Monrique murmelt “Passion Fruit”… ja ne is klar!! Aber… es bleibt keine andere Wahl als auch dieses spärliche Gericht zu kosten. Ich nicke anerkennend, schlucke es zusammen mit drei großen Schlucken Wasser runter und freue mich überlebt zu haben.

Als nächstes kommt ein Teller Salat “chinesischer Art”, so der Kellner. Sprachs und ward nicht mehr gesehen. !Qué aproveche! und rein damit! Knirsch… Aso… der Sand war gratis dabei! Is ja klasse…

Was als nächstes kommt, kann ich mit keinerlei Wort aus meinem Wortschatz beschreiben!! In einem Glas kommt eine Art Suppe… mehr weiß ich dazu nicht zu sagen. Meinem Vater fällt noch auf, das in der Flüssigkeit irgendwo eine Muschel am Spieß rumschwimmt, da haben unsere beiden Begleiter das Zeug auch schon inhaliert… Prost!

Ich nippe einmal kurz dran und beschließe, erst mein Testament zu verfassen!

Lächle und sei froh! Es könnte schlimmer kommen! Und ich lächle… bin froh… und … wir bekommen Tintenfisch mit Mango am Spieß!

Welch eigenartige Mischung. Eigentlich habe ich ja gar keinen Hunger mehr… aber ein bisschen neugierig bin ich ja schon…

Und das Ding schmeckt gar nicht mal SO übel, wie es aussieht!

Zäh wie eine dreimal gekochte Schuhsohle, aber durchaus geschmacklich interessant.

Danach bekommen wir Muscheln serviert und damit kommt endlich was auf den Tisch, was man zumindest ansatzweise kennt…und auch gerne isst! Auch wenn das Hemd danach aussieht, als hätte man das erste Mal Muscheln in der Hand gehabt!!

Nächter Gang… Jetzt kommt ein kulinarischer Schock, den ich so schnell nicht mehr vergessen werde!!!

Hühnchenfilet mit Schokoladensauce!!!!!!!

Ich hab ja schon vieles gesehen und gekostet… aber so etwas pervers komisches habe ich noch nie gegessen!

Die warme Schokolade zusammen mit dem Huhn…das passt meinen Geschmacksnerven man gar nicht!!!

Da schmeckt der Fisch mit Ananassauce, der gerade dazukommt, viel viel besser!

Jetzt folgt noch etwas leckeres! Man nehme alles was eben am Fisch-Huhn-Hafen keine Verwendung mehr gefunden hat, koche es zusammen mit Pilzen und Zwiebeln weich und serviere es mit einem halben Kilo Reis auf einer Platte… Und genau SO schmecht das Zeug auch!

Hier entschuldigt sich selbst el Chefe höflich und lässt seine Portion lieber stehen.

Der nun entgültige Nachtisch ist Grund für einen weiteren Lachanfall von deutscher Seite! Eine undefinierbare weiße Masse liegt da verziehrt auf dem Teller, unser Begleiter Monrique versucht krampfhaft uns zu erklären, um welche Frucht es sich handelt….sie schmeckt wie (Zitat) “runtergespült” und auch das Wörterbuch Spanisch-Deutsch Deutsch-Spanisch hilft nicht weiter… Ein Name muss her! Undzwar schnell!

Nun…wir nennen sie spontan “Kackfrucht”, womit also auch Monrique mal etwas von uns lernen kann! (Ein Video dazu gibt’s auf der Videoseite!!!)

Ein spannendes Mittagessen ist zuende und wir machen uns auf den Weg nach Hause. Morgen ist schließlich GANZ frühes Aufstehen angesagt. Morgen wird der Boss auf einem Cargo Schiff den Transit durch den Panamakanal filmen und ich werde sein Schiff vom Land aus begleiten.

Zwar habe ich eine schriftliche Genehmigung, um überall den Kanal zu filmen, aber irgendetwas sagt mir, dass ich auf diverse Überraschungen vorbereitet sein sollte!

Mit einem beruhigenem Gefühl einschlafen ist ja auch langweilig!

Gute Nacht!

Von Indy

Indy ist MuayThai Kämpferin & passionierte Backpackerin aus Deutschland, arbeitet selbständig als "Sport & Media Entrepreneur" und Blogger und hat ein Faible für ausgedehnte Fern-(Sport & Abenteuer-) Reisen.

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